Biografieforschendes Lernen: Eine Leerstelle in der Lehrkräftebildung? - Hochschulübergreifende Einblicke in erste Forschungsprojekte

PD Dr. André Epp und Kolleginnen gehen der zentralen Frage nach, wie die Auseinandersetzung mit der eigenen und der fremden Biografie innerhalb der Lehrkräftebildung als Kern reflexiven professionellen Handelns verankert und gefördert werden kann.

Drei Studentinnen und ein Student von hinten vor dem Gebäude 3 im Herbst

© PHKA

Ein Forscher der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und zwei Kolleginnen widmen sich in ihrer Studie „Biografieforschendes Lernen: Eine Leerstelle in der Lehrkräftebildung?“ einem bislang weitgehend unbeachteten Konzept innerhalb der Lehrkräftebildung.

Während das Forschende Lernen als hochschuldidaktischer Ansatz inzwischen fest etabliert ist, blieb die spezifische Verknüpfung mit biografischen Zugängen bislang nahezu unerforscht. PD Dr. André Epp und Kolleginnen gehen der zentralen Frage nach, wie die Auseinandersetzung mit der eigenen und der fremden Biografie – verstanden als Kern reflexiven professionellen Handelns – systematisch im Lehramtsstudium verankert und gefördert werden kann.

Im Rahmen von drei hochschulübergreifenden Begleitforschungsprojekten an den Universitäten Rostock, Erfurt und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe wurden Studierende, die an entsprechenden Lehrveranstaltungen teilgenommen hatten, interviewt. Die Auswertung der Interviews zeigt, dass biografieforschendes Lernen für die meisten Studierenden eine gänzlich neue Erfahrung darstellt, die im bisherigen Curriculum kaum Berücksichtigung findet.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Arbeit mit Biografien – sowohl der eigenen als auch der anderer – intensive Prozesse der Selbstreflexion und Professionalisierung anstößt. Studierende entwickeln ein vertieftes Bewusstsein für die Prägungen durch ihre eigenen Schul- und Lebenserfahrungen, setzen sich kritisch mit unterschiedlichen Berufsbiografien auseinander und gewinnen neue Perspektiven auf ihre zukünftige professionelle Haltung. Besonders hervorgehoben wurden dabei der geschützte Rahmen in Kleingruppen und der kollegiale Austausch mit Kommiliton:innen als zentrale Bedingungen gelingender Reflexion.

Insgesamt weist die Studie eindrücklich auf das hohe Potenzial biografieforschenden Lernens für eine reflexive, professionsorientierte und zukunftsgewandte Lehrkräftebildung hin – macht zugleich jedoch den erheblichen Forschungs- und Entwicklungsbedarf in diesem noch jungen Feld sichtbar.

Epp, A., Heyden, F. & Kallenbach, L. (2025). Biografieforschendes Lernen: Eine Leerstelle in der Lehrkräftebildung? - Hochschulübergreifende Einblicke in erste Forschungsprojekte. In Zeitschrift für Bildungsforschung. https://link.springer.com/article/10.1007/s35834-025-00513-5?utm_source=rct_congratemailt&utm_medium=email&utm_campaign=oa_20251106&utm_content=10.1007/s35834-025-00513-5