Vortrag von Ulrike Gerhardt: Ko-Kreation vor dem Horizont des Former West: Ein ästhetisch-didaktisches Prinzip

Mittwoch 10 Dez25
16:00 Uhr - 17:30 Uhr
Veranstalter:
Institut für Kunst

Ort:
3.312
Rückansicht eines Mannes mit weißem Trikot mit Aufdruck 'BENEDETTO' und Tasche mit Muster vor Sonnenuntergang über dem Meer.

Der Begriff Ko-Kreation ist in kunstpädagogischen, kulturellen und bildungspolitischen Diskursen präsent und wird meist mit KI und Innovation in Verbindung gebracht. Doch was bedeutet er in Bezug auf alternative edukative Methoden und zeitgenössische Positionen der kulturellen Bildung? Welche theoretischen, historischen und praktischen Entwicklungen haben zu seiner Popularität beigetragen – und welches transformative Potenzial birgt er für Bildungsprozesse, die sich anderen, translokalen Biografien und Geschichten öffnen?
Der Beitrag verortet Ko-Kreation als ästhetisch-didaktisches Prinzip im Spannungsfeld von partizipativer Ästhetik, (post-)digitaler Medienkultur und geopolitischen Konstruktionen. Zum einen wird anhand ausgewählter Kunstwerke – etwa Khtobtogone (2021) von Sara Sadik – gezeigt, wie beispielsweise interpersonelles und audiovisuelles Geschichtenerzählen in der Spielwelt von Grand Theft Auto als Form der ko-kreativen künstlerischen Forschung zum Einsatz kommt, um muslimisch-migrantische Lebenswelten von Jugendlichen an der südfranzösischen Mittelmeerküste erfahrbar zu machen. Zum anderen soll anhand einiger transdisziplinärer Beispiele aus Lehre und Forschung erörtert werden, inwiefern ko-kreative, community-übergreifende Praxen soziale Teilhabe und Empathie stärken und wie durch sie differenzsensible, postwestliche Wissens- und Bildungsräume zugänglich gemacht werden können. Hieran anschließend stellt sich die Frage, ob ko-kreative Ansätze Anregungen für ein Neudenken institutioneller Machtrelationen, Hegemonien und Beziehungen bieten.

Dr. Ulrike Gerhardt forscht und lehrt als Kunst- und Kulturwissenschaftlerin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und ist seit 2010 kuratorisches Mitglied von District * Schule ohne Zentrum. Sie wurde 2021 an der Leuphana Universität Lüneburg promoviert mit einer Studie zur „Generation Transformation“: zu europäischen Kunstschaffenden, die den Umbruch nach 1989/91 in ihrer Kindheit erlebten und in videokünstlerischen Arbeiten reflektieren (De Gruyter Brill, 2024). Derzeit arbeitet sie im Projektverbund DigiProSMK (BMFTR, 2023–26) am Lehrstuhl von Prof. Dr. Michaela Kaiser zu Methoden postdigitaler, ökologischer und geschichtsbewusster Bildung. Sie ist Mitherausgeberin der 6. INSERT. Artistic Practices as Cultural Inquiries-Ausgabe „Troubled Matter – Denken mit sedimentierten Geschichten“ (ZHdK, 2024) und (ko-)realisierte Projekte wie Ökologische Beunruhigung (VR-Raum, UOL, 2024), das Sensing Peat Art & Research Network (seit 2023) und die seit 2016 bestehende multikuratorische Videokunstplattform D‘EST (mit Suza Husse). 

 

Der Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe „Kunstpädagogische Positionen" als Kooperation mit der Universität zu Köln in Karlsruhe in Raum 3.312 (Etage 3, Gebäude 3, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Campus Bismarckstraße 10, 76133 Karlsruhe) statt und wird in Zoom übertragen (Anmeldung zum Livestream vorab bei Annalina Scheiba. Gäste sind herzlich willkommen.

Mit der Vortragsreihe werden unterschiedliche Positionen im Schnittfeld Kunst und Pädagogik abgebildet und in Bezug zueinander gestellt. Weitere Informationen und (Online-)Termine.

Einige der Vorträge werden im Nachhinein online veröffentlicht.

 

Bildcredits: Fotografie mit digitaler Zeichnung, Nadia Bader, 2025. 

  anna.sprenger@ph-karlsruhe.de