Emotionen in Bildung und Erziehung: Fachtagung erschließt die Rolle von Emotionen in der Vormoderne

Forschende aus Deutschland, Österreich, Chile, Italien und der Schweiz kamen Anfang Oktober an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe zur Fachtagung „Emotionen – Emotionalität – Emotionalisierung“ zusammen. Die Tagung des Arbeitskreises Vormoderne Erziehungsgeschichte thematisierte den Umgang mit Emotionen in der Erziehung und Strategien der Emotionalisierung in der Vormoderne.

Schlafender Schulmeister: Gemälde von Jan Steen (1625/26 -1679). Quelle: commons.wikimedia.org

Emotionen bestimmen unseren Alltag – sie sind allerdings auch immer historisch gewachsen und nehmen unterschiedliche Formen an. Nicht selten werden sie als negativ abgetan und es folgt der Ruf nach Rationalisierung. Der Verbindung von Emotionen, Bildung und Erziehung hat sich Anfang Oktober die Tagung des Arbeitskreises Vormoderne Erziehungsgeschichte (AVE) angenommen. Im Blick stand dabei die Vormoderne, also jener Zeitraum, der Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit umfasst. Die Tagung anlässlich des 30. Jahrestages der ersten AVE-Tagung fand an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) statt. Der AVE ist Teil der Sektion Historische Bildungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft.

21 Vorträge

Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich, Chile, Italien und der Schweiz gaben an zwei Tagen Einblick in ihre Forschungsvorhaben. Dabei ging es um die Themenbereiche Emotionen in der frühneuzeitlichen Erziehung, Angst und Strafen in der Erziehung, Liebe in familiären Kontexten und in der Mädchenerziehung, Emotionen in religiös-pädagogischen Kontexten sowie Emotionen in der Erziehung im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung.

Insgesamt standen 21 Vorträge auf dem Programm, beispielsweise zur Erziehung des Herzens, zur praktischen Moralbildung oder auch zur Reglementierung von Emotionalität sowie zur Bestrafung und Bewertung von Emotionen. Den Festvortrag „Bildungspraktiken und Kolonialismus. Überlegungen zum 18. Jahrhundert“ hielt Prof.in Dr. Claudia Jarzebowski, Historikerin an der Universität Bonn.

Kontinuitäten in der Pädagogisierung von Emotionen

Sebastian Engelmann, Juniorprofessor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der PHKA, zieht ein positives Resümee der Veranstaltung: „Es ist uns mit der Tagung gelungen aufzuzeigen, dass die Rolle von Emotionen in Erziehung und Bildung in der Vormoderne ein Thema ist, das noch lange nicht abschließend bearbeitet ist.“

„Gerade der zeitliche Fokus auf die Vormoderne ermöglicht es, Kontinuitäten in der Pädagogisierung von Emotionen aufzuzeigen, die bis heute im Schulalltag wirken. Positive Emotionen werden durch Lob bestärkt oder zuerst hervorgerufen, Strafen machen Angst und lassen Schule zum mit negativen Emotionen besetzten Ort werden“, so Jun.-Prof. Dr. Sebastian Engelmann, der die Tagung federführend an der PHKA umgesetzt hat. Geplant wurde sie vom AVE-Sprecher:innengremium Prof. Dr. Martin Holy, PD Dr. Alexander Maier, Dr. Susanne Spieker und Michael Rocher.

Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Tagungsband veröffentlicht. Die nächste Tagung des AVE findet 2025 statt. Dann geht es um „Inszenierungen von Bildung und Erziehung in der Vormoderne“.

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  regina.thelen@ph-karlsruhe.de