Forschungsprojekt Ganymed: Älteren Menschen die Teilhabe an digitaler Kommunikation ermöglichen

Pädagogische Hochschule Karlsruhe und Karlsruher Institut für Technologie entwickeln gemeinsam mit Partnerorganisationen in Spanien und Italien didaktische Programme und Materialien, um die Qualifikation von Lehrkräften zu verbessern, die mit älteren Menschen arbeiten. Ziel des im Rahmen von Erasmus+ geförderten Forschungsprojekts Ganymed ist es, Seniorinnen und Senioren über 70 die Teilhabe an digitaler Kommunikation zu ermöglichen.

Einen Videoanruf starten: Wenn ältere Menschen wissen, wie es geht, können sie zu Enkelkindern leichter Kontakt halten. Foto: PHKA

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Kommunikation für die Gesellschaft ist. Allerdings sind ältere Menschen häufig ausgeschlossen. Viele wissen nicht, wie sie Internet, Apps oder Videotelefonie nutzen können, und digitale Endgeräte entsprechen selten ihren besonderen Bedürfnissen. Dies hat zur Folge, dass Menschen über 70 weniger Kontakt zu Verwandten und befreundeten Personen halten können und Gefahr laufen, einsam zu werden. Gebraucht werden deshalb Personen, die dafür ausgebildet sind, Seniorinnen und Senioren das für digitale Kommunikation erforderliche Wissen altersgerecht zu vermitteln.

Genau hier setzt das neue Forschungsprojekt Geragogy And Young Media (Ganymed) an. Expertinnen und Experten aus Deutschland, Spanien und Italien entwickeln und testen im Rahmen von Ganymed innovative didak­tische Programme, Inhalte und Strukturen, um die Qualifikation von Lehrkräften zu ver­bessern, die mit älteren Menschen arbeiten. Das internationale Forschungsprojekt mit einer Lauf­zeit von zwei Jahren geht im Juni 2021 an den Start. Projektpartner sind das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA), das italienische Bildungs­netzwerk CEIPES sowie die spanischen Forschungs- und Entwicklungsorganisationen Inercia Digi­tal und CETEM. Gefördert wird das zweijährige Projekt im Rahmen des EU-Programms Erasmus+.

Tutorials, Praxisleitfäden und Multimedia-Anwendungen

„Der Anteil von Menschen über 70 an der Gesamtbevölkerung wird europaweit weiter zunehmen. Ziel von Ganymed ist es, sie in die Lage zu versetzen, an digitaler Kommunikation teilzuhaben. Denn diese wird auch immer mehr zur Voraussetzung für soziale Teilhabe. Das zeigen beispielsweise die Hürden bei der Terminvereinbarung für Covid-Impfungen“, sagt Prof. Dr. Mechthild Kiegelmann, Professorin für Sozialpsychologie und Sozialpädagogik sowie Leiterin des Masterstudiengangs Geragogik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

„Im Projekt entwickeln wir Methoden und Werkzeuge für Geragoginnen und Geragogen, damit sie ältere Menschen erfolgreich bei der Überwindung digitaler Hürden unterstützen und ihnen soziale Teilhabe sowie die konstruktive Nutzung digitaler Medien ermöglichen können“, erläutert die Expertin für Bildungsprozesse im und für das Alter(n). Die zu erarbeitenden Lehr-Lern-Materialien – etwa Tutorials, Praxisleitfäden und Multimedia-Anwen­dungen – werden kostenfrei auf der entstehenden Projektwebsite zur Verfügung stehen – auf englisch, deutsch, spanisch und italienisch. So können Hochschulen, Weiterbildungs­einrichtungen und mit Geragogik befasste Stellen europaweit aus den im Rahmen von Ganymed entwickelten Materialien Nutzen ziehen.

Zur sozialen Inklusion älterer Menschen beitragen

Die Projektkoordination von Ganymed liegt bei Dr.-Ing. Volker Koch vom Karlsruher Institut für Technologie. Der Wissenschaftler leitet seit 2010 unter anderem das KIT Virtual Engineering Labor und wurde für seine Lehrtätigkeit mit dem Landeslehrpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. „Ganymed wird die Art und Weise des Lehrens für die Generation 70+ verbessern. Wir freuen uns sehr, durch die Entwicklung und Bereitstellung innovativer Lerninhalte zur sozialen Inklusion dieser Bevölkerungsgruppe in Europa beitragen zu können“, so der Wissenschaftler.

Das KIT bringt seine Expertise im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik sowie Berufsbildung in das Projekt ein, die PHKA ihre Erfahrungen in der Konzeption und Durchführung berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengänge und -zertifikate im Bereich Digitales Lernen und Geragogik. Für die Erstellung der Lerninhalte und deren Integration ist die PHKA verantwortlich, in die Testphase bezieht sie ihre Studierenden ein. Ebenfalls am Projekt beteiligt ist Prof. Dr. Christian Gleser, PHKA-Prorektor für Studium und Lehre. Studierende des Masterstudiengangs Geragogik, die später mit älteren Menschen arbeiten, können direkt von den im Rahmen von Ganymed entwickelten Methoden und Materialien profitieren und sie als Multiplikatoren weitergeben.

Pressemitteilung als pdf

  regina.schneider@vw.ph-karlsruhe.de